fluid minds enabling flow

Haltung – unsichtbar und doch wirkmächtig


Unsere Haltung ist so etwas wie der blinde Fleck der Entwicklungsfaktoren in uns selbst und in Organisationen. Insbesondere im Unternehmenskontext konzentrieren wir uns auf die Einhaltung und Optimierung von Standards, Tools und Prozessen. Change soll erreicht werden, indem formale Strukturen verändert, Budgets neu definiert, Ressourcen umverteilt und neue Methoden trainiert werden. Natürlich wird auch ein neues Organigramm erstellt – danach sollen alle Beteiligten entsprechend anders funktionieren, so lehrt uns die gängige Managementtheorie.

Corona hat uns gezeigt, was passiert, wenn diese Ebenen der vermeintlichen Kontrollierbarkeit durcheinandergewirbelt werden. Dann sehen wir, wie Werte im Hintergrund wirken. Wir haben erlebt, wie sich ein System über informelle Kommunikation jenseits der offiziellen Kanäle organisiert und wie die dahinter liegenden Haltungen die Zusammenarbeit entscheidend prägen. Die Erfahrungen waren unterschiedlich. Für die einen war die größere Eigenbestimmung eine Erlösung, die neue Kräfte freisetzte, für andere führte sie zu Überforderungsszenarien.
Die einen waren froh, sich endlich als Team eigenverantwortlich organisieren zu können, die anderen verschwanden hinter ausgeschalteten Kameras. Wo Vertrauen als Wert fest in der Kultur verankert war, wurde den Mitarbeitenden viel Flexibilität geboten, während andere sich fragten, wie sie möglichst schnell wieder die Kontrolle über ihre Mitarbeitenden zurückgewinnen würden und wann endlich wieder alles so sein würde wie früher.

Die Haltung bestimmt, wie Werte gelebt werden, welche gemeinsamen Werte es gibt, welche Art der informellen Kommunikation stattfindet und wie das interne Storytelling klingt. Das wiederum entscheidet darüber, ob formale Strukturen greifen oder nur Fassade sind. Wer die tieferen Dimensionen nicht mitgestaltet, wird schneller von einem Gefühl der Ohnmacht übermannt. Man verfängt sich in Schleifen und erzeugt Veränderungsmüdigkeit. Sowohl strukturelle Veränderungen als auch die Erweiterung von Haltungen sind notwendige Bestandteile eines Transformationsprozesses. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf alle fünf Betrachtungsebenen des Wandels richten, auf die sichtbaren ebenso wie auf die weniger sichtbaren, wird unser Handlungsraum vollständiger.

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